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Image by Bonbon Maé

Spontane Radtour zum 1. Mai

  • Sabrina Schulz
  • 1. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Mai

Heute ist Feiertag und laut Wetterbericht der einzige Tag an diesem verlängerten Wochenende der schönes Wetter bereit hält. Bevor ich mich mit irgendetwas belanglosen daheim aufhalte, zieh ich mir Sportsachen an, pack meinen Rucksack und schnappe mir mein Rad. Dieses Mal habe ich sogar meine Canon 90D mit Makro-Objektiv dabei – für den Fall, dass sich eine spannende Fotomöglichkeit ergibt. Fernglas? Natürlich auch! Ich bin bereit für ein kleines Abenteuer, ganz ohne konkretes Ziel vor Augen.

 

Ohne konkrete Idee oder Ziel, wohin ich fahren will, schwingen ich mich auf meinen Drahtesel und los geht’s. Ich starte Richtung Saaleradweg und rolle gemächlich mit anderen Radlern über die große Eisenbahnbrücke. Auf der anderen Seite bieg ich rechts ab, an einem kleinen Dorf vorbei und folge einem idyllischen Weg auf einem Damm, der an einem kleinen Fluss entlang führt. Alle Pflanzen sprießen aus voller Kraft, die Insekten summen, die Vögel zwitschern und die Sonnen taucht alles in ein perfektes Licht. Es ist so wunderschön dieses satte Grün überall. Ich versuche mich zu erinnern wann ich diese Umgebung je so lebendig, voll und frisch erlebt habe. Vor Jahren war hier eine große Überschwemmung und ein Großteil von den Wiesen war mit Wasser geflutet - auch das war ein beeindruckender Anblick.



Vogelbeobachtungen

Nach kurzer Zeit hält meine Neugier mich auf – ich habe eine Wildgans entdeckt! Vorsichtig schiebe ich mein Rad in die Wiese, packe mein Fernglas aus und beobachte gespannt. Dann entdecke ich hoch am Himmel große Vögel. Wie elegant sie zu zweit durch die Luft segeln, ein guter Kontrast zum blauen Himmel. Ohne Flügelschläge gleiten sie in Kreisen umeinander. Zwei Störche. Ich verfolge Ihre Flugbahnen durch mein Fernglas. Weite Schwingen in weiß mit schwarzen Rand, die Beine um ein vieles Länger als der Schwanz.

Ich schaue mich wieder um in Richtung Wildgans und wundere mich, warum es nur eine ist. Dann erklingt aus einer anderen Richtung ich einen melodisch schönen Vogelgesang. Ich entdecke den Vogel schnell, auf dem einzigen großen Baum, gut sichtbar. Als ich meine Sonnenbrille abnehmen - sie verfälscht die Farbe - wird aus einem leichten Rot eher ein graues Gelb, mit hellem und dunklem Streifen vom Schnabel bis über die Augen, ein bisschen wie geschminkt. Ich versuch mir markante Merkmale einzuprägen und genieße seinen Gesang. Bei meiner späteren Recherche ermittelte ich eine Schafstelze .

Mein Blick wandert wieder zu den Störchen, die nach wie vor am Himmel kreisen. Ich wechsle wiederholt zwischen weitem Blick und Fernglas. Dabei entdecke ich einen Rotmilan, er hat Beute im Schnabel und eh ich es richtig bemerke, wechselt er sie in seine Krallen. Faszinierend, wie geschickt diese Greifvögel sind! Ich verfolge seinen Flug, bis er voll hinter dem Baum in der Landschaft verschwunden ist.  

Zwischendurch schau ich mich um, es kommen auch ab und an andere Radfahrer den Weg entlang, einer davon hat es sich ca. 20 m von mir entfernt im Gras gemütlich gemacht und genieß die Sonne. Da blitzt etwas Weißes auf in der Wiese vor dem See, wo auch Froschgesang her tönt. Mit dem Fernglas erkenne ich einen majestätischen Schwan. Nach einem verrückten Krächzen schrecken ein paar Meter weiter zwei Reiher auf. Einer lässt sich direkt wieder nieder, der andere fliegt erst eine Weile, um dann entgegengesetzt wieder abzudrehen. Ich folge seinen Flug, bis er in einem kleinen Teich hinter dem hohen Gras verschwindet.

Ich fühle mich reich beschenkt bei diesem Spot so viele verschiedene Vögel beobachten zu können. Einfach herrlich. Bevor ich mit meinem Fernglas, griffbereit um den Hals, auf mein Rad steige, um nach einigem Meter wieder anzuhalten, um nun die anderen Wildgänse zu entdecken. Ich betrachte noch Enten und Kleinvögel, es begegnen mir noch zwei Turmfalken und ein Möve. Es ist so spannend zu erkennen, wie unterschiedlich die Silhouetten sich am Himmel abzeichnen und wie vielfältig sie fliegen.


Wohlfühlort Wald

Ich beschließe einen Abstecher über einen kleinen Weg, der in einen Wald führt. Es fühlt sich gleich sehr entspannt an. Mir war gar nicht bewusst das es in der Gegend etwas Wald gibt und ich genieße es zwischen all den Bäumen diesem Weg zu folgen, die Insekten tanzen im Sonnenlicht, welche durch die Blätter scheint. Angekommen an einer Kreuzung entscheide ich mich für einen Weg, welcher zu einer kleinen Wiese führt, gesäumt von Bäumen. Was für ein schöner Ort. Ich verweile ein wenig auf dem ansässigen Jagdstand und beobachte neben der schönen Wiese, eine Libelle, die nahezu still in der Luft schwebt. Hier wäre es perfekt, um Wildnispädagogische Projekte umzusetzen, daher speichere ich mir den Ort. vllt. bekomme ich den Eigentümer heraus.

Ich radle weiter und begegne Amseln und vielen anderen Vogelsängern, welche aus den Grünen Blättern der Bäume herab singen. An einer kleinen Wiesenlichtung am Radweg stoppe ich und wende. Ich dachte erst es sind Rehe, doch ich habe mein Fernglas schnell zu Hand – Wildgänse. Eine ganze Wiese voll. Am Rand ist die Wieder ausgezeichnet mit einem besonderen Naturschutzschild. Irgendwie habe ich mich verfahren und bin ich an einem See gelandet. Eigentlich schön, doch was man auf dem Bild nicht sieht - das Ufer ist gesäumt von lärmenden Menschen, die sich sonnen, spielen, braten und die Hinterlassenschaften ihrer Hunde nicht wegräumen. Ich mache direkt kehrt.



Eis-Pause und Müllsammeln im Park

Mein Weg führt mich an der Straße lang durch ein paar Dörfer bis in die nächste Stadt, dort gönn ich mir zwei Kugeln Eis und schieb mein Rad bis zu einem kleinen Park, indem 3 ältere Herrschaften in der Runde sitzen und angerechte Gespräche führen. An einer freien Bank lehn ich mein Rad an und lass mich nieder. Was für eine Müllhalde rund herum, trotz Mülleimern in unmittelbarer Nähe. Nach meinem Eis hebe ich mehrere Trinkbecher auf und nutze sie als Behälter für den ganzen anderen Müll, den ich mit meiner Serviette auflese. Dann kommt ein alter Herr mit seinem Rollator vorbei und wir halten einen kurzen Plausch. Als er wiederholt an mir vorbeikommt, merke ich, dass er fleißig seine Runden im Park dreht, um fit zu bleiben.



 

Glitzernder Waldweg und sich selbst beißende Schlange - Ouroboros

Ich mache mich langsam auf den Heimweg und da ich an der Schnellstraße nicht viel Spannendes erwarte, packe ich auch mein Fernglas weg. Kurz nach Ortausgang, entdecke ich einen Waldweg und prüfe noch ob dieser in meine Richtung führt. Jackpot - ich muss nicht an der Straße lang. Auf dem Waldweg glitzert der Boden und aus Neugier halte ich wieder an. Es sind Gesteinssplitter wie aus Lavagestein. Wie schwarzes Glas funkelt es immer wieder den ganzen Weg entlang.

Mein Weg führt mich durch etwas Wald und Wiesen, vorbei an einem Lost Place, an der Schnellstraße entlang bis in meine Gemeinde. Da entdecke ich am Straßenrand noch etwas im Augenwinkel. Eine Schlange? Ich dreh wieder rum und tatsächlich, eine kleine Schlange liegt verschlungen auf dem Rücken. Irgendwas sieht komisch aus – Sie beißt sich selbst?  Mit einem Stock bestätige ich, dass sie tot ist und drehe sie vorsichtig um. Später stellt sich heraus, dass es eine Ringelnatter ist. Ich habe seit Jahren keine Schlange mehr gesehen. Welch seltener Fund. Da ich nicht will das Sie von anderen zu Brei gefahren wird lege ich sie vorsichtig ins Gras an den Rand und mache mich dann auf, die letzten Meter nach Hause und versuche wieder auf eine gesunde Haltung beim Fahren zu achten.

Nach meiner Tour teilte ich meinen Fund, in unserer Wildnisgruppe und mit wird der Begriff " Ouroboros" genannt - Die Schlange die sich selbst in den Schwanz beißt hat eine enorme Symbolkraft und lässt sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen. "Es symbolisiert den ewigen Kreislauf des Lebens, der Unendlichkeit, kosmische Harmonie und den Wechsel von Geburt und Tod." (Gemini). Es gibt immer noch spannende erste Male :)



Meine Kamera kam nun nicht zum Einsatz, leider hat Inspiration nicht gepackt. Mein Rad schließ ich wieder ein und lasse kurz meine kleine Tour Revue passieren. Ich freue mich über all die großartigen Sichtungen und mach mich daheim angekommen, gleich dran meine Beobachtungen zu recherchieren und dies mit ein paar Zeilen mit euch zu teilen.

 

Was hast du heute Schönes erlebt?

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